Vergeben und Vergessen? Ein kompliziertes Thema!
Die Fragestellung bezieht sich darauf wie ich mit Menschen am besten umgehe welche mich in irgendeiner Version gekränkt haben.
Im beruflichen Bereich ist die Frage gar nicht mal so einfach. Bei einer Vollzeitstelle sehen wir unsere Kollegen öfters als unsere Familie und wenn da irgendwo Unstimmigkeiten herrschen kann dies eine unangenehme Situation auch für einen längeren Zeitraum werden.
An dieser Stelle muss ich etwas weiter ausholen in der Theorie der Kommunikation. Grundsätzlich basiert das Prinzip unserer Sprache auf dem Sender / Empfänger Prinzip. Mein Output (was ich sagen möchte) kann als Input (was bei meinem Gegenüber ankommt) eine ganz andere Botschaft sein.
Deshalb ist es, unter der Voraussetzung dass man die Situation entschärfen möchte, an erster Stelle wichtig zu überprüfen ob man die Botschaft richtig verstanden hat oder bereits vorher einen Impuls ausstrahlte welcher die fehlgeleitete Information besser gesagt "Reaktion" hervorrufte.
Mir persönlich ist da immer Aktionismus wichtig. Sich in die Opferrolle begeben "Ja aber er/sie hat angefangen" ruft eine Passivität hervor und damit lösen wir keine Probleme sondern sind Teil des Problems. Unser Gehirn beschwichtigt uns mit dieser Aussage "Ja du kannst gar nichts dafür. Die anderen sind Schuld" aber damit können wir langfristig keinen sozialen Konflikt lösen.
Krisen und zwischenmenschliche Konflikte sind meist tiefer vergraben und stellen gewisse Brandherde da. Wir wären erstaunt wie viele Konflikte sich lösen lassen wenn Menschen sich einfach mal an einem Tisch setzen und miteinander reden und versuchen sich zu verstehen. Stattdessen werden gewisse Themen mit Gott und der Welt besprochen und man redet sich immer mehr in Rage. Der direkte Kontakt fehlt allerdings.
Somit kommen wir direkt zur nächsten Thematik. Nachdem wir unsere Kommunikation überprüft haben auf Fehldeutungen sollten wir die Ego Perspektive (ICH wurde schlecht behandelt) verlassen und versuchen die Situation aus der Perspektive unseres Gegenübers zu verstehen. Menschliches Verhalten ist oft logischer als wir denken. Falls wir gewisse Schritte nicht nachvollziehen können müssen wir eventuell an unserer Empathie arbeiten oder wir haben nicht den Informationsstand unseres Gegenübers. Eventuell fehlen uns Informationen die ihn/sie zu dieser Handlung/Wortwahl veranlasst haben.
Da hilft in der Regel auch nur das klärende Gespräch. Zumindest ist auch hier wieder mal eine bewusste Konfliktbewältigung notwendig um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.
BEWUSST im Sinn von: ich muss aktiv daran arbeiten und ich WILL die Problematik auch lösen. Weder unser Gehirn (du weißt ja die anderen) noch unser Umfeld (hast du schon gehört usw.) helfen uns in dieser Situation.
Wir benötigen Willenskraft, Logik und auch etwas Glück bzw. Gespür um bei der betroffenen Person irgendeinen Zugang zu finden. Am Ende des Tages kochen wir alle nur mit Wasser und aus der subjektiven Perspektive fühlt sich unser Gegenüber auch schlecht behandelt und wird durch Abwehrmechanismen vertreten. Ein Teufelskreis.
Wenn wir uns nun an die obere Fragestellung "Vergeben und Vergessen?" wenden müssen wir erkennen, dass wir unsere sozialen Konflikte nicht aus der Ego Perspektive lösen können.
Wir müssen unser Verhalten hinterfragen und im selben Atemzug auch die Perspektive unseres Gegenübers verstehen. Zusätzlich müssen wir ausreichend Beobachtungsgabe haben um zu erkennen ob wir richtig verstanden werden und parallel wird die Willenskraft benötigt den Konflikt lösen zu wollen um nicht in den Automatismus der Diskussion "Ja aber du" herab zu driften.
Es ist kein einfaches Thema und in der Praxis sind manche Konflikte sehr festgefahren. Da ist immer die Frage nach der Effizienz ob es sich lohnt das Eis zu brechen oder ob man manche Dinge einfach gut sein lassen muss.
Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle: Wie viel Zeit verbringe ich mit dieser Person? Wie stehen wir zueinander? (Familie oder Bekanntschaft) usw.
So individuell wie jeder Mensch ist kann auch jeder soziale Konflikt unterschiedlich sein und benötigt Fingerspitzengefühl.
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